Über Deutschlands Osten jagt der Wind,
Und Schnee deckt das Blut auf den heimischen Feldern,
Und die am Leben geblieben sind,
Die hausen in Ställen, in Trümmern, in Wäldern.
Ein Mütterchen seh' ich in der Heiligen Nacht.
Die Söhne tot, vom Hof vertrieben,
Vom Leid gebeugt, in Bettlertracht ...
Das ist einer Mutter geblieben!
Und sie schleppt ihr Bündel auf frostigen Wegen,
Steht auf und kommt wieder zu Fall ...
Da endlich strahlt ihr ein Licht entgegen,
Hell glänzt es aus einem kalten Stall.
Das Mütterchen tritt in die Helle ein,
Es rinnen Tränen auf ihre Lippen.
Welch' Wunder! Ein zartes Kindelein
Liegt da auf Stroh in der Krippen.
Sie faltet die Hände, sie betet und denkt:
- Und kann das Wunder kaum fassen -
Solange uns Gott noch Kinder schenkt,
Hat ER uns noch nimmer verlassen.
H. G.
Zu Weihnachten 1945 war meine Mutter Ursula 20 Jahre alt und mit mir schwanger. Mein Vater schrieb in seinem Weihnachtsgedicht: "Solange uns Gott noch Kinder schenkt, | Hat ER uns noch nimmer verlassen." Er machte es zu einer jährlich wiederkehrenden Übung, zu Weihnachten eine neue Krippe aus jeweils verschiedenen Materialien zu basteln. Das war sein tief empfundener Dank dafür, dass er den schrecklichen Ostfeldzug überlebt hatte. Er berichtete davon 1969 in einer Weihnachtsansprache vor dem Reichsbund in Leck. Leider haben wir seine Krippenbauten nicht gesammelt und behalten. Nur eine existiert noch als Dauerleihgabe für den Altar der Auferstehungskirche in Büdelsdorf. In der Vorweihnachtszeit 1984 hat mein Vater die Laubsägearbeit hergestelllt und mir zu Weihnachten geschenkt. 1986 habe ich das Transparent zum ersten Mal in der Auferstehungskirche eingesetzt und bei meinem Weggang 1987 als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Ende 2021 grüßte die Kirchengemeinde Büdelsdorf mit diesem Motiv zum neuen Jahr 2022.