Diese Betrachtung konzentriert sich auf den Aspekt: Jesus in der Begegnung mit Menschen, die trauern, die in Resignation und Ratlosigkeit zu verfallen drohen. Wie geht Jesus mit ihnen um? Wie redet er mit ihnen?
1. Er naht sich ihnen
Er erscheint ihnen wie ein Fremder. Aber Jesus sucht die Begegnung. Er will mit ihnen reden. Er sucht das helfende Gespräch, er will ihr Leben aus der Engführung, aus der Angst, aus der Hoffnungslosigkeit befreien.
2. Er knüpft da an, wo die beiden stehen
Was hätte dieser Jesus nicht alles von sich zu sagen gewußt. Er ist viel weiter als sie. Seine Not und Ratlosigkeit ist überwunden. Er ist über die Phase der Trauer und des Leides hinaus. Aber er fängt an, wo sie stehen. Er überfährt sie nicht mit seinem Wissen. Er begleitet sie.
3, Er läßt sie reden und hört zu
Alles dürfen sie sich vom Herzen reden: Kummer, Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit, Unglaube, Zweifel. Jesus wertet nicht. Wir stellen fest, daß die Passagen, die von diesem Reden der Jünger berichten, sich über einen langen Teil der Geschichte hinziehen. Offenbar können die beiden erkennen, daß hier ein Partner ist, der zuhört, der nicht unterbricht, der sich auf sie einstellt.
4. Jesus klagt selber
Er zeigt, welche Gefühle in ihm sind bei der Schilderung der Trauer und der Hoffnungslosigkeit. Er ist nicht ein auf Hören abgestellter Roboter. Er bringt sich selber ein.
5. Er fragt zurück
Er bringt sie zum Nachdenken. Er hilft ihnen, die ganze notvolle Sache von einer anderen Ecke her neu zu durchdenken. Er tut es nicht, indem er belehrend den Zeigefinger hebt. Er nimmt sie hinein in sein Nachdenken, in sein Argumentieren. Er legt ihnen die Schrift aus. Er versagt sich ihnen nicht mit seinem hilfreichen Wissen. Er geht mit ihnen einen Weg des Erkennens und des Verstehens, den sie allein offenbar nicht gefunden haben. Unser Herz "brannte" dabei, so sagen die zwei später.
6. Gemeinsames Mahl
Aus dem Fremden ist ein Bekannter, aus dem Fernen ein Naher geworden. Aus der Begegnung wird Tischgemeinschaft, aus der Kommunikation wird Kommunion, wird Gemeinschaft im Mahl.
7. Er geht, weil sein Auftrag erfüllt ist
Jetzt können sie allein weitergehen. Sie sind auf den Weg gestellt. Der Helfer ist entbehrlich. Sie können nicht nur ihren eigenen Weg gehen. Sie können auch anderen weiterhelfen.
Die Art Jesu, Menschen zu begegnen, ist nicht zu kopieren. Die Qualität dieses Gesprächs ist sicherlich anders und tiefer als unsere Begegnung. Hier geschieht glaubensbegründende Begegnung, umfassende Heilung und Hilfe. Trotzdem könnten wir Jesus anschauen, könnten ihm abschauen, wie er Menschen begegnet, hier in dieser Geschichte Menschen, die trauern, die resignieren und hoffnungslos sind.
B[etty] M[eister]
Jan Appelkamp u.a., Türen öffnen. Handbuch für Besuchsdienste, München: Kaiser 1979, S. 208 f.