Handbücher

In der Vorbereitungsphase auf die lutherische Generalsynode 1988 in Veitshöchheim zum Thema "Du wirst mich nicht verlassen - Sterbende begleiten" entstand die Idee, Modellkurse zum Thema "Sterbende begleiten" in Zusammenarbeit mit dem Gemeindekolleg der VELKD in Celle zu entwickeln. Die Kurse sollten wichtige Aspekte des Themas so behandeln, dass sie in den Gemeinden praktisch umgesetzt und wiederholt werden könnten. Ziel sollte die Gewinnung ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer in der Seelsorge an Schwerkranken und Sterbenden sein.

Bei der Entwicklung des Projekts achteten die Beteiligten auf die bewährte Form, die sich als Standard für die Erarbeitung von Projekten im Rahmen der "missionarischen Doppelstrategie" des Gemeindekollegs in Celle herausgestellt hatte: Konsultation mit Fachleuten zur Projektidee, Entwicklung des Projekts in einer kompetenten Arbeitsgruppe, Erprobung des Projekts in verschiedenen Praxisfeldern, Begleitung und Evaluierung des Projekts durch AnwenderInnen und ProjektleiterInnen.

Das Projekt "Sterbende begleiten - Seelsorge der Gemeinde" entstand in den genannten Phasen in den Jahren 1989 bis 1992 und schloss mit der Herausgabe des Handbuches "Verlass mich nicht, wenn ich schwach werde" (E.B.-Verlag Rissen, Hamburg) 1993 vorläufig ab. Gegenwärtig wird an der Standardisierung der Einführungskurse und an der weiteren Verbesserung des Leiterhandbuches gearbeitet, das 1996 bereits in zweiter, überarbeiteter und ergänzter Auflage erscheinen konnte.

Der Kirchenvorstand einer Gemeinde bzw. der Träger eines Hospizdienstes beschließt nach eingehender Information und Beratung, ein Training des Projektes "Sterbende begleiten - Seelsorge der Gemeinde" durchzuführen. Der jeweilige Träger entsendet dazu einen hauptamtlichen Mitarbeiter mit theologischer Qualifikation und eine Laienperson zum Einführungstraining, das vom Gemeindekolleg in Celle angeboten wird, vier bis fünf Tage dauert und etwa 450,- DM pro Person kostet.

Im Einführungstraining erlernt das Leitungsteam die acht Schritte des Grundkurses durch eigenes Tun und Erproben. Die Schritte orientieren sich an dem Modell biblischer Seelsorge, wie es uns in der Emmaus-Geschichte (Lukas 24,13-35) begegnet, und heißen:

Jeder Schritt gliedert sich in drei Phasen:

Das Leitungsteam für das Projekt "Sterbende begleiten - Seelsorge der Gemeinde" sammelt vor Ort eine Gruppe von etwa acht bis zwölf Interessierten, die bereit sind, sich auf eine solche Vorbereitung auf die seelsorgerliche Begleitung Schwerkranker und Sterbender einzulassen.

In der ersten Phase des Projekts erarbeitet die Gruppe an acht aufeinander folgenden Abenden die acht Schritte des Grundkurses. Danach folgt eine Praktikumsphase, in der jedes Gruppenmitglied einen schwerkranken Menschen besuchen und begleiten soll. In dieser Zeit findet etwa vierzehntägig ein Gruppentreffen statt, das vor allem der Verarbeitung der Praktikumserfahrungen dient. Außerdem werden in dieser Phase Themen vertieft, die aus der Praxisbegegnung erwachsen. Fachleute aus verschiedenen Bereichen können dazu eingeladen werden.

Während der Praktikumsphase nimmt das Leitungsteam des Projektes an einer Einführung in den Vertiefungskurs teil (drei bis vier Tage, Kosten etwa 400,- DM pro Person). Diese erneute Begegnung dient sowohl der Auswertung der Anfangsphase als auch der Einübung in den Vertiefungskurs. Auch der Vertiefungskurs umfasst acht Schritte, die sich an die Struktur der Beichte anlehnen und auf die biblische Geschichte von der Heilung des Gelähmten (Markus 2,1-12) beziehen lassen. Sie heißen:

Vor Ort befasst sich dann die ganze Gruppe an acht Abenden oder - noch besser - an einigen Abenden und einem gemeinsamen Wochenende mit den acht Schritten, die sich wiederum in die erwähnten drei Phasen (Blick in die Gruppe, Meditation, Information und Anschauungsmaterial zum Thema) gliedern, wobei diesmal verstärkt geistliche Akzente gesetzt werden.

Es wird davon ausgegangen, daß sich die Gruppenmitglieder nach dieser intensiven Vorbereitung für mindestens ein Jahr verpflichten, sich nach ihren jeweiligen Kräften dem Besuchsdienst bei Schwerkranken und Sterbenden zu widmen. Auch in dieser Phase soll - je nach örtlichen Gegebenheiten - Begleitung und Supervision angeboten werden.

Das Gemeindekolleg legt Wert auf einen Kirchenvorstandsbeschluss bzw. eine schriftliche Bestätigung des Hospizdienst-Trägers, aus der die inhaltliche Unterstützung des örtlichen Vorhabens und die Kostenübernahme für das Leitungsteam hervorgeht.

Peter Godzik, "Verlaß mich nicht, wenn ich schwach werde". Sterbende begleiten - Seelsorge der Gemeinde, in: Einsichten 22. Protokolle der Ev. Akademie der Ev.-Luth. Landeskirche in Braunschweig, 1994 (ebenso vorgetragen in Stuttgart 1994 und Rissen 1996).