Wort zum Sonntag für die LN
am 6. Januar 2002
Schwarz muss er sein, wenn
er leuchten soll, – und etwas ausstrahlen vom „hellen Licht des Evangeliums von
der Herrlichkeit Christi“. Die Rede ist von „Balthasar“, dem dritten und jüngsten
der „Heiligen Drei Könige“. Bei jedem Krippenspiel, bei jedem Dreikönigssingen
tritt er auf, eingeschwärzt im Gesicht mit einer Mischung aus Nivea und Kakao –
oder irgendwelcher Theaterschminke.
Wie die Hirten für die Juden
standen, die aus der Nähe kommen, so die Heiligen Drei Könige für die Heiden,
die von weither kommen – nicht zuletzt aus dem so geheimnisvollen Afrika. Klar,
dass dann einer von ihnen schwarz sein muss. Dass sie aber nicht nur im Spiel,
sondern auch in der Wirklichkeit kommen dürfen, die Fremden, mit uns an der
Krippe knien, und darum auch mit uns am Tisch sitzen, dass sie uns unterhaken
dürfen, die Fremden – das ist noch nicht überall selbstverständlich geworden.
Dieser Christus, der das
helle Licht des Evangeliums bringt und das Ebenbild Gottes geworden ist, hat
gesagt: „Kommet her zu mir alle ...“ „Alle“ hat er gesagt und nicht: Die
Schwarzen sind aber nicht gemeint, schon gar nicht als Asylbewerber, oder die
Aids-Kranken oder die Schuldig-Gewordenen oder wer immer bei uns auf der Liste
der Gemiedenen steht. „Alle“ hat er gesagt.
Und hat damit auch uns
gemeint. Sogar, wenn wir uns selbst längst aufgegeben haben sollten. Wenn er
erloschen ist, der helle Schein, „den Gott in unsre Herzen geben hat“. Und wenn
wir Schwierigkeiten haben mit anderen, weil wir mit uns selbst nicht zurecht
kommen; andere nicht annehmen können, weil wir uns selbst nicht mögen.
Dass er schwarz und damit
uns fremd ist, der dritte König, sperrt ihn nicht aus. Dass wir selbst
vielleicht uns fremd sind, muss uns nicht zweifeln lassen. Denn: „Wir predigen
nicht uns selbst“. Nicht auf unsre eigene Vorbildlichkeit kommt es an, darauf,
dass mit uns alles stimmt. Wenn es danach ginge, dann hätte kein Mensch eine
Chance.
Der Apostel Paulus hat es am
eigenen Leibe erfahren, wie das ist, wenn wir nicht so sind, wie eine
unbarmherzige Umgebung oder auch ein unbarmherziges Gewissen das von uns
fordern: „Schwarze Schafe“ sind wir dann. Dann schon lieber ein König im Spiel
und auch in der Wirklichkeit, egal aus welchen fernen Landen und Dunkelheiten
unseres Lebens. Schwarz und leuchtend: „dass durch uns entstünde die Erleuchtung
zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi“ (2.
Korinther 4,6). Durch uns!