Von Propst Peter Godzik
Kurz vor dem Jahreswechsel, der auch ein
Jahrhundert- und Jahrtausendwechsel sein wird, haben sie wieder Hochkonjunktur:
die Wahrsagerinnen, Kartenleger und Sterndeuter. Die Menschen möchten
gern wissen, was auf sie zukommt. Es hat oft einen spielerischen Charakter,
was da bedacht und überlegt wird - weshalb es auch nicht so schlimm
ist, wenn die Vorhersagen nicht wie erwartet eintreffen.
In der Offenbarung des Johannes, dem letzten
Buch der Bibel, wird deutlich, dass es beim Blick in die Zukunft um eine
eher ernste Angelegenheit geht (Offenbarung 5, 1-14): Die Zukunft begegnet
uns wie ein Buch mit sieben Siegeln. Kein Leichtfertiger, Voreiliger, Neugieriger
darf es öffnen. Es gehört Würde und Liebe und Hingabe dazu,
aufzudecken und auszuhalten, was da auf uns zukommt.
Der die Zukunft eröffnet, will nicht
ängstigen oder beunruhigen, auch nicht Geschäfte machen oder
Wasser auf seine Mühlen leiten. Der Einblick nehmen darf in die Geheimnisse
der kommenden Welt, hat selber gelebt und gelitten, sein Leben hingegeben
für Frieden und Heil, hat sich in einer alles verwandelnden Liebe
bewährt, in einer Liebe, die Grenzen überwindet zwischen Himmel
und Erde. Ein König ist er geworden, der Christus, der zu uns kommt
als ein Gerechter und ein Helfer.
Und er macht uns zu Königen und Priestern,
zu geliebten und befreiten Menschen, die singen und sagen können:
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erde bei den Menschen seines
Wohlgefallens.
Was für ein Blick in die Zukunft:
Menschen werden geheiligt und eingefügt in den Lobgesang der Engel,
zu Königen und Priestern gemacht, mit Würde bedacht in ihrem
Leben. Wer will da mit weniger zufrieden sein - mit Horoskopen, Karten
oder Bleigießen -, auch wenn es eher beiläufig und spielerisch
geschieht?