Was dient dem Leben? So fragen wir uns angesichts der Vergänglichkeit der Welt. In all dem Kommen und Gehen gibt es eine Lebensgrundlage, die uns in der Spur hält auf dem Weg durch die Entscheidungen unseres Lebens. Gott bietet uns diese Orientierung an in seinen lebensdienlichen Weisungen: „Ich gab ihnen meine Gebote und lehrte sie meine Gesetze, durch die der Mensch lebt, der sie hält“ (Hesekiel 20,11). Leben heißt dieser verheißungsvollen Spur zu folgen, Rahmen und Wegweisung zu achten. Wer abweicht oder sich verirrt, riskiert sein Leben. So wussten es die Alten.
Viel Einschränkung ist daraus erwachsen und ängstliches Achtgeben auf gesellschaftliche Normen. Was das Leben fördern sollte, engte es ein und brachte es auch in Gefahr durch Selbstgerechtigkeit oder schnelles Urteil über andere. Was Leben schenken und ihm dienen sollte, wurde Enge, Ängstlichkeit; Norm und Urteil. Wer konnte so leben und frei atmen?
Jesus löste sich von der nur äußerlichen Beachtung und schaute tiefer in das Geheimnis rechtgeleiteten Lebens. Es hat mit dem Herzen zu tun, mit Vertrauen und Gott. Es ist ganz und gar nicht äußerlich gelenkt, sondern innerlich verwurzelt und verankert. Gott schenkt ein Herz, das Liebe leben und Grenzen achten kann, das umkehrt zu lebensdienlichem Verhalten aus Dankbarkeit für gewährte Vergebung. So wandelten sich die Menschen seiner Umgebung, so wurden sie fröhlich und frei, unabhängig von eigenem oder fremdem Urteil und doch nicht ohne Grenze und Maßstab.
Am Ende leuchtete ein Leben auf, dem selbst der Tod nichts mehr anhaben konnte, jenes eherne Gesetz, das noch schlimmer als alle Regeln das Leben der Menschen bestimmte. Tödliche Verhältnisse stiften immer wieder an zu tödlichem Verhalten, erst liebevoll gelebtes Leben befreit zu Vertrauen und Einsicht. Jesus spricht zu Marta: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt“ (Johannes 11,25). Das ist zugesagte Ewigkeit am Ort erfahrener Endlichkeit. Und die Zusage ist stärker als die Erfahrung, weil sie das Leben in innerlichster Beziehung hält, auch wenn äußerlich alles zerbricht.
Der alte Weg ist damit nicht abgetan, noch immer beschützen die Gebote das Leben. Aber das neue Vertrauen bewahrt vor allem Missbrauch und Missverständnis und bewahrt noch ganz anders das Leben: ewig in Beziehung zu Gott, der sich nicht einschränken lässt auf ein vergängliches Leben.