Bernward - Leben und Kunst

Bernward wurde um 960 als Sohn des Grafen Dietrich und der Friederun, einer Tochter des Pfalzgrafen Athelbero geboren. Durch seine Stiefgroßmutter - Athelbero hatte in zweiter Ehe eine Nichte Ottos des Großen geheiratet - war er mit den Ottonen verwandt. Auch andere Verwandte zeigen, wie einflußreich die Familie gewesen sein muß: zu ihr zählen die Vorgänger Bernwards im Bischofsamt Osdag und Gerdag, ferner die Bischöfe Ulrich von Augsburg (ebenfalls heiliggesprochen) und Meinwerk von Paderborn.

Bestimmend für Bernwards Werdegang wurde Folkmar, der Bruder seiner Mutter, der vom Hildesheimer Domherrn zum Kanzler Ottos II. und Bischof von Utrecht aufstieg. Folkmars Verdienst war es nicht nur, daß der Knabe Bernward in die bedeutende Hildesheimer Domschule aufgenommen wurde, sondern auch, daß der etwa Fünfzehnjährige dann an den Hof Ottos II. und seiner Gemahlin Theophano gelangte und einige Jahre darauf von Erzbischof Willigis von Mainz, dem Erzkanzler des Reiches, zum Priester geweiht wurde.

Wir dürfen annehmen, daß schon der junge Mann durch ungewöhnlichen Kenntnisreichtum auffiel; denn nicht nur, daß er als "Primiscrinius" ein hohes Amt in der Hofkanzlei bekleidete: Theophano selbst, die nach dem Tod ihres Gemahls Otto II. das Reich regierte, ernannte im Jahr 987 Bernward zum Lehrer ihres siebenjährigen Sohnes Otto. Noch über Theophanos Tod (15. Juni 991) hinaus widmete er sich dann dem noch unmündigen König solange, bis er selbst nach Hildesheim berufen und dort am 15. Januar 993 zum Bischof geweiht wurde.

Das Lehrerverhältnis zu dem königlichen Knaben währte nicht allein länger als fünf Jahre, es war auch eng und herzlich. Otto habe nach dem Verlust der Mutter "seinen Lehrer mit besonderer Freundschaft umarmt", schreibt sein Biograph.

Daß das Denken des späteren Kaisers, der nicht älter als 22 Jahre werden sollte, ganz wesentlich durch seinen Erzieher Bernward geprägt worden ist, dürfen wir demnach als eigentlich sicher annehmen. Otto III. ist ja in der deutschen Kaisergeschichte der große Utopist, der den Traum Karls des Großen von der "renovatio imperii Romanorum", einer "Erneuerung des Römerreiches", wörtlich in die Wirklichkeit umsetzen wollte. Einen Anteil Bernwards an den politischen Gedanken seines Schülers hat man bislang dennoch gar nicht in Erwägung gezogen - man erinnerte da allenfalls an den hochgelehrten Gerbert von Aurillac, den der junge Herrscher zu seinem Berater machte und später zum Papst - Silvester II. - erhob. Es läßt sich aber zeigen, daß die bernwardinischen Kunstwerke in mehrfacher Hinsicht als symbolischer Ausdruck der ottonischen Reichsidee verstanden werden können.

Bernhard Gallistl, Die Bernwardsäule und die Michaeliskirche zu Hildesheim. Mit 42 Fotos von Johannes Scholz und fünf Zeichnungen von Alberto Carpiceci, Hildesheim: Georg Olms 1993, S. 12-13.

Handouts

Literatur

Algermissen, Konrad, Bernward und Godehard von Hildesheim. Ihr Leben und Wirken, Hildesheim: August Lax 1960.

Brandt, Michael (Hg.), Das Kostbare Evangeliar des Heiligen Bernward. Mit Beiträgen von Michael Brandt, Rainer Kahsnitz und Hans Jakob Schuffels, München: Prestel 1993.

Brandt, Michael / Eggebrecht, Arne (Hg.), Bernward von Hildesheim und das Zeitalter der Ottonen. Katalog der Ausstellung Hildesheim 1993, 2 Bände, Hildesheim: Bernward 1993 (Inhalt Band 1, Band 2)

Elbern, Victor H., Dom und Domschatz in Hildesheim. Aufnahmen H. Wehmeyer, Hildesheim; Königstein: Karl Robert Langewiesche Nachfolger Hans Köster 21991.

Christina Gieseler, Die Erziehung Ottos III. in Hinblick auf seinen Lehrer Bernward von Hildesheim, Grin 2007.

Krause-Zimmer, Hella, Bernward von Hildesheim und der Impuls Mitteleuropas, Stuttgart: Freies Geistesleben 1984.

Thangmar (?), Leben des hl. Bernward, Bischofs von Hildesheim, in: Lebensbeschreibungen einiger Bischöfe des 10.-12. Jahrhunderts. Übersetzt von Hatto Kallfelz, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1973, S. 263-361.

Wolff, Uwe, Bischof Bernward. Leben in der Jahrtausendwende. Bernward von Hildesheim (960-1022) und seine Zeit (Texte und Materialien für den ev. Religionsunterricht an Gymnasien, Heft 4), Loccum: rpi 1993.