Die Michaeliskirche in Hildesheim

Bernward von Hildesheim (+ 1022), der kunstsinnige Bischof und Bauherr der Michaeliskirche, hatte einen Wahlspruch: NE QUID NIMIS - Nichts zu viel, oder besser: Alles mit Maßen. Diesen Wahlspruch Bernwards überliefert die Thangmarsche Lebensbeschreibung des Bischofs. Bernward las den Spruch in einer Dichtung des römischen Komödiendichters Publius Terentius, der in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts vor Christus gelebt hatte und seinerseits den Text von einem der sieben griechischen Weisen übernahm. Es dürfte auch interessant sein, dass der Spruch im Innern des Apollotempels von Delphi angebracht war.

Die Werke des Terenz gehörten zum Bildungsgut der lateinkundigen Geistlichen zur Zeit Bernwards, obwohl ihr Inhalt alles andere als fromm ist. Sogar die Kanonisse und Dichterin Hroswitha des Stiftes Gandersheim (+ 1002) ließ sich von den lateinischen Dichtungen des Terenz anregen, allerdings zu sehr frommen Umdeutungen seiner heidnischen Bilder.

Alles mit Maßen - dieser Wahlspruch ist nicht nur bezeichnend für die Lebens- und Handlungsweise Bernwards, durch die er sich von vielen, auch hochgestellten Zeitgenossen unterschied, sondern er lässt zugleich daran denken, dass ihm Maße, bestimmte geheimnisvoll geordnete Maße für die Verwirklichung harmonischer Gestaltung außerordentlich wichtig waren.

Handouts

Literatur:

Beseler, Hartwig / Roggenkamp, Hans, Die Michaeliskirche in Hildesheim, Berlin: Gebr. Mann 1954.

Gallistl, Bernhard, Die Bernwardsäule und die Michaeliskirche zu Hildesheim. Mit 42 Fotos von Johannes Scholz und fünf Zeichnungen von Alberto Carpiceci, Hildesheim: Georg Olms 1993 (Auszug).

Gallistl, Bernhard, Die Bronzetüren Bischof Bernwards im Dom zu Hildesheim. Mit 50 Farbbildern von Wolfgang Müller, Freiburg: Herder 1990.

Sommer, Johannes, St. Michael zu Hildesheim. Aufnahmen von Michael Jeiter, Königstein: Karl Robert Langewiesche Nachfolger Hans Köster 21989 (Auszug).