Sehr geehrter Herr Bürgervorsteher, sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Jägerkameraden, meine sehr verehrten Damen und Herren,
zum 100jährigen Jubiläum unseres Vereins ehemaliger Jäger Ratzeburg haben wir uns hier am Jägerdenkmal versammelt, um der gefallenen Kameraden zweier Weltkriege zu gedenken. Im ersten Weltkrieg gab es noch das Lauenburgische Jägerbataillon Nr. 9 mit seinen Kasernen in der Stadt Ratzeburg, im zweiten Weltkrieg übernahm dann das III. Bataillon des Infanterie-Regiments 90, das später in das Panzergrenadierregiment 90 überging, die Tradition der Ratzeburger Garnison. Insgesamt sind es 73 Offiziere und 2793 Oberjäger und Jäger des 9. Jägerbataillons und der mit ihm verbundenen Reserveeinheiten, die im ersten Weltkrieg ihr Leben ließen. Die Zahl der Gefallenen und Vermissten aus der Ratzeburger Garnison im zweiten Weltkrieg ist uns nicht überliefert.
Unser Fest und unsere Feier haben also einen ernsten Hintergrund. Menschen waren bereit, zur Verteidigung von Volk und Vaterland ihr Leben zu lassen. Dass sie, besonders im zweiten Weltkrieg, auch zu falschen politischen Zwecken missbraucht wurden, schmerzt uns heute besonders. Aber wir sind uns dessen bewusst, dass unser Leben ohne die Hingabe engagierter und tapferer Menschen nicht gelingen kann.
Das geschieht in Friedenszeiten durch selbstlosen Dienst an der Gemeinschaft, der sich auch auf den Ernstfall vorbereitet. Das geschieht in Kriegs- und Konfliktzeiten auch durch den Einsatz des eigenen Lebens. "Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde", sagt Jesus im Johannesevangelium. Dessen dürfen sich all die getrösten, die Angehörige und Freunde in den Kämpfen der Weltkriege verloren haben.
Wir Heutigen sind dankbar für die lange Zeit des Friedens, in der wir aufwachsen und leben durften. Seit 63 Jahren herrscht ununterbrochener Friede in unserem Land, der zunächst noch bedroht war vom Kalten Krieg zwischen Ost und West und der heute auch mit militärischen Mitteln gesichert werden muss auf den zahlreichen Konfliktfeldern Europas und in der weiten Welt.
Mehr als wir ahnen leben wir Heutigen von der Lebenshingabe der uns Vorangegangenen, deren Gedächtnis wir in unserem Verein in Ehren halten wollen. Deshalb verneigen wir uns vor Ihnen, danken für ihre Treue und Aufopferungsbereitschaft und fühlen uns verpflichtet, die Werte echter Kameradschaft und Pflichterfüllung zur Bewahrung unseres Gemeinwesens weiterzutragen in eine hoffentlich auch weiterhin friedliche Zukunft.
Bei aller Freude und Geselligkeit in unserem Verein wollen wir den ernsten Hintergrund menschlichen Ringens um Frieden und Gerechtigkeit nicht vergessen. Die gefallenen und vermissten Kameraden gemahnen uns zusammen mit allen Opfern von Kriegen, Gewaltherrschaft und Vertreibung daran, in unseren Bemühungen nicht nachzulassen, eine friedliche Welt zum Wohle unserer Nachkommen und aller Menschen in der Welt zu gestalten.
Möge die Mahnung zum Frieden, die von diesem Jägerdenkmal ausgeht, Gehör finden auch noch bei kommenden Generationen. Mögen die Traditionswerte unserer Gemeinschaft auch weiterhin sich segensreich auswirken für unsere Stadt Ratzeburg und das ganze Lauenburger Land.
Peter Godzik
Ansprache am Jägerdenkmal in Ratzeburg am 5. April 2008