Von Peter Godzik, Propst in Ratzeburg
Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder (Römer 8,14).
Gottes Geist ist die treibende Kraft unseres Christseins. Es wäre gut,
wenn wir das stärker beachteten und mehr in Bewegung käme. Viele ruhen sich
gemächlich aus und leben vom Kapital. Manche zehren von ihrer Kinderfrömmigkeit
ein Leben lang. Sie wachsen im Glauben nicht mit. Ihre Gotteserfahrung bleibt
in einer kindlichen Welt. Diese schlichte, vertrauensvolle Frömmigkeit ist ein
gutes Erbe, aber unser Glaube wird in spannungsreichen Zeiten wie diesen mit
vielen bewegenden Konflikten zu einem neuen Wagnis, zu einer kühnen Hoffnung
herausgefordert. Da muss der Glaube wachsen und den gestiegenen Anforderungen
entsprechen.
Das aber, was uns im Leben oft treibt, ist nicht gerade der Geist
Gottes. Da gibt es Pflichten im Beruf, die uns zu erdrücken drohen. Da gibt es
wachsende Sorgen und Ängste um die Zukunft. Jeder und jede von uns weiß am
besten, was sie oder ihn im Moment so alles umher treibt.
Bei diesem vielen Hin- und Hergetriebensein wünschen wir uns manchmal, uns einfach
wohltuend treiben lassen zu können wie ein Segelboot auf dem Wasser. Es gleitet
langsam dahin und kommt doch ans Ziel. Einmal nicht selber treten und Wind
machen müssen, sondern sich von fremder Kraft treiben und tragen lassen und mit
dem Wind und mit dem Strom gut vorankommen!
Gottes Geist kann uns voranbringen wie ein frischer Wind, wenn wir uns
nur von ihm antreiben lassen und nicht vergessen, die Segel zu hissen. Gottes
Geist treibt uns nicht umher, wie unsere eigenen Pflichten und Ängste, die uns
oft an den Rand von Katastrophen bringen: Die Angst vor dem Alter nimmt zu, die
Angst vor Krankheit, vor den Auswirkungen der anstehenden Reformen, Angst vor
der Arbeitslosigkeit, Angst vor der Zerstörung der Mitwelt, Angst vor sozialer
Kälte, Angst vor Vereinsamung. Bisweilen auch die Angst vor dem Urteil der
anderen über mich.
In diese „Sackgasse der Angst“ will uns der Geist Gottes gerade nicht
treiben. Er schafft uns Freiraum in jeder Klemme, in der wir festsitzen können.
Unser Rücken wird freigehalten. Und dort, wo wir scheinbar blind hin- und
hergetrieben werden, steht der lebendige Gott nahe bei uns. Wir sind nicht
allein. Gott ist bei uns und geht mit uns. Er schafft Raum zum Weitergehen und
Luft zum Atmen. Jeder Ort wird so unmittelbar zu Gott. Wir dürfen zu ihm
Vertrauen haben wie zu einem guten Vater und zu einer guten Mutter. Wir sind
Kinder seines Geistes. Das ist doch wirklich eine gute Nachricht!